Artikel: Der „Gloria Dei“ stand am Anfang

Der „Gloria Dei“ stand am Anfang
Heuer vor 20 Jahren kam der erste Eichenstein-Wein in den Verkauf. Ein Interview mit Josef "Sepp" Waldner.
Josef „Sepp“ Waldner ist Hotelier und Gastronom (Romantik-Hotel & Restaurant Oberwirt in Marling), Obstbauer und Pferdezüchter mit großer Leidenschaft. Und er ist Winzer aus Passion. Heuer feiert sein Weingut Eichenstein ein kleines Jubiläum. Vor 20 Jahren kam der erste Eichenstein-Wein, die Weißwein-Cuvée „Gloria Dei“, in den Verkauf.
Sepp Waldner im Eichenstein Barrique-Keller 2014
Sepp, wann kamst Du auf die Idee, ein eigenes Weingut zu gründen?
1993 konnte ich einen alten Bauernhof auf Freiberg/Meran, auf der gegenüberliegenden Talseite von Marling, erwerben. Ich wollte dort eine Deckstation für meine Haflinger bauen. Doch als ich das erste Mal das wunderbare, sonnenverwöhnte Fleckchen Erde auf 550 Metern Höhe sah, war ich gleich so angetan und dachte mir: Das ist eine ideale Lage für Wein. Dann ist es in meinem Kopf rund gegangen.
Luftaufnahme vom Weingut Eichenstein
Deine Familie baut schon seit 350 Jahren in Marling Wein an und aus, vor allem Weißburgunder und Vernatsch für den Wirtshaus-Wein vom Oberwirt.
In Marling haben wir knapp zwei Hektar Weinbau. Mit dem Erwerb von Eichenstein konnten wir weitere vier Hektar hinzugewinnen. Aber es war ein langer Weg zum Weingut. Vom Abbruch der alten Gebäude bis zu den Neubauten samt Weinkeller mit allen behördlichen Genehmigungen hat es 21 Jahre gedauert. 2007/2008 haben wir auf Eichenstein die ersten Lagen mit Chardonnay und Riesling gepflanzt. Dann kam der Sauvignon Blanc dazu. Und Jahr für Jahr folgten neue Rebstöcke. Richtig in Betrieb ging das Weingut im Jahr 2014 mit der baulichen Fertigstellung von Eichenstein.
Wer hat Dich bei der Umsetzung Deiner Idee unterstützt?
Ich hatte keine Ahnung, wie ein Weinkeller auszusehen hat und was alles dazugehört. Aber ich hatte großartige Beratung unter anderem vom Önologen Hartmann Donà (langjähriger Önologe der Kellerei Terlan), Werner Knipser aus der Pfalz und von den Schweizer Wein-Ikonen Thomas und Martin Donatsch.
Warum heißt das Weingut „Eichenstein“?
Ich habe es so genannt, weil sich dort sehr viele Eichen und Steine finden. Ich bin sozusagen steinreich (lacht).
Wer hat die ersten Weine ausgebaut?
Die ersten Weine hat Hartmann Donà mit mir ausgebaut. Bei ihm habe ich bis zur Fertigstellung meines eigenen Weinguts auch einen Weinkeller gemietet. Dann kam als Assistent Marius Müller hinzu, der später von 2015 bis 2018 in Eichenstein verantwortlich war. Seit 2018 ist Martin Pollinger unser Önologe und Betriebsleiter.
Sepp Waldner und Önologe Martin Pollinger
Weißt Du noch, wie das erste Glas Deines eigenen Weins geschmeckt hat?
Ja, der erste war natürlich der „Gloria Dei“, schön fruchtig, mineralisch und frisch. Ihm folgten der „Baccara“, eine schmeichelnde Rotwein-Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon. Wunderbar.
"Cantante" - so hieß der "Gloria Dei" in den Jahren 2004 und 2005
Was verbindest Du grundsätzlich mit Wein?
Wein ist seit Jahrtausenden ein Teil unserer Kultur. Wein in Maßen ist Genuss, ein Stück Lebensfreude und Lebensqualität. Er schafft auch verbindende Momente, er bringt die Menschen zusammen.
Was zeichnet die Eichenstein-Weine aus?
Unsere Weine sind sehr mineralisch, sie gedeihen auch auf einem besonderen Boden. Die Reben auf Eichenstein wachsen zu 80 Prozent auf Porphyr-Gestein. Das schmeckt man vor allem bei den mineralischen Weißweinen. Aber das spürt man auch beim Pinot Noir, unserem Blauburgunder, der sich ganz filigran und fruchtig präsentiert.
Eichenstein produziert neun verschiedene, ganz besondere und ausdrucksstarke Weine – von weiß über rosé bis rot. Sie tragen spezielle Namen, etwa „Baccara“, „Amantus“, „Marie Sophie“ oder „Seppelaia“ – eine Chardonnay Riserva als die grandiose Quintessenz des Weinguts Eichenstein. Wie kamst Du zu den Bezeichnungen?
Das hat mit der Familie und meinen kleinen Leidenschaften zu tun. Ich bin Rosenliebhaber. „Gloria Dei“, „Carina" und „Baccara“ sind bekannte Rosensorten. „Amantus“ und „Athos“ sind nach zweien meiner Haflingerhengste benannt, andere Weine wie „Knott“ und „Stein“ nach der Lage oder einer auch nach meiner Enkeltochter „Marie Sophie“. Und „Seppelaia“ haben meine Töchter Andrea und Barbara anlässlich eines Geburtstags von mir kreiert.
(Sepp Waldner und Siegfried Zelnhefer im Oberwirt Frühling 2025)
Welcher Eichenstein-Wein ist Dein Favorit?
Da tue ich mich sehr schwer. Ich liebe sie alle. Je nach Stimmung oder zum jeweiligen Gericht bin ich immer mit dem richtigen glücklich.
Wie möchtest Du Eichenstein weiterentwickeln?
Gemeinsam mit Martin Pollinger haben wir in wenigen Jahren eine sehr hohe Qualität erreicht. Die möchte ich sichern und ausbauen. Und ich möchte gerne weiter unsere Eichenstein-Rebstockbesitzer und alle Liebhaber unserer Weine für uns einnehmen und neue Genießer hinzugewinnen.
Interview: Siegfried Zelnhefer